Regionalgeschichte


Die Region um Schenklengsfeld, bzw. die nördliche Kuppenrhön ist ein landschaftlich sehenswertes und auch historisch interessantes Gebiet, wie die ganze Rhön. Woher kommt eigentlich der Name Rhön? Professor Jürgen Udolph, Deutschlands renommiertester Namensforscher erklärt ihn.

Diese etwas rauhe Landschaft stand im Zentrum einer Sendung des MDR. Voller Interesse habe ich zugehört und war auch etwas gespannt, ob denn der Name der Rhön vielleicht erwähnt würde. Und ich ahnte schon, was passieren würde. Und es geschah: ein Kenner der Rhön äußerte sich zu dem Namen und – was wurde vermutet? – der Name sei keltisch und würde etwas wie „kalte Gegend“ oder ähnlich bedeuten. Auch sonst spielten die Kelten wieder eine Rolle.

Es ist schon ein Jammer. Es gibt ganz deutliche Hinweise in den Namen der Rhön, dass das Keltische keinerlei Rolle gespielt hat. So ist Fulda ein – ursprünglicher – Flussname, der klar germanische Lautentwicklungen in sich trägt, das gleiche gilt für die Thulba. Und es gilt auch für den Namen der Rhön selbst.

Die völlig überzeugende Idee, den Namen aus dem Germanischen zu erklären, hatte unter anderem schon Hans Kuhn, dessen Deutungen man durchaus mit Skepsis begegnen muss, aber in diesem Fall hat er nach meiner vollen Überzeugung ins Schwarze getroffen. Und der Beitrag stammt schon aus dem Jahr 1959. Er schreibt: „Frühgermanisch – nicht keltisch, wie oft gesagt – ist … wahrscheinlich auch der Name der Rhön, eng verwandt mit altn. HRAUN „steiniges Land, Geröllfeld“ (in Island v.a. „Lavafeld“, so wie die Rhön vulkanisch ist)“.

Diese Deutung passt sowohl vom Lautlichen wie vom Sachlichen her wie die Faust aufs Auge. Diese Deutung findet ihre Bestätigung in den zahlreichen Vulkanruinen aus Basalt oder Phonolith der Rhön; sie sind ein Charakteristikum dieses Gebirgszuges. Ein wahrhaft RAUES Gebiet. – Bild anbei.

Und der Name verrät, dass der Gebirgszug Rhön seinen Namen von Germanen erhalten hat – Keltisch spielt hier keine Rolle.

Recherche: Ralf Malkmes

Namen der Orte des Landecker Amtes und angrenzender Orte auf Laenschelder Platt.

Das Landecker Amt

Geschichte des Landecker Amts

Namensgebend ist der 505,7 m hohe Landecker Berg, auf dessen südwestlichster Bergnase sich die Ruine der gleichnamigen Burg befindet.
Das Landecker Amt war seit dem 15.Jahrhundert ein Verwaltungsbezirk der Reichsabtei Hersfeld mit dem heutigen Schenklengsfeld (ursprünglich Lengsfeld) als Amtsort. Der heutige Name taucht erstmals im Jahre 1378 auf, als das Amt des Schenkens der Hersfelder Äbte erblich verliehen wurde.
Im Jahre 1558 erhielt Landgraf Philipp von Hessen die Mitherrschaft über die Reichsabtei Hersfeld und somit auch über das Landecker Amt. Nach dem Westfälischen Frieden 1648 wurde die Reichsabtei als weltliches
“Fürstentum” in die Landgrafschaft Hessen eingegliedert; somit wurde das Landecker Amt vollständig hessisch.
1736 fiel das Amt kurzzeitig an das Kurfürstentum Sachsen, kam aber bereits 1742 durch Rückkauf wieder zur Landgrafschaft.
1807 bis 1813 war der “Kanton Landeck” Teil des Königreichs Westphalen.
Anschließend wurde das Amt Bestandteil von Kurhessen. Nach der Verwaltungsreform von 1821 wurde es dem Kreis Hersfeld zugeordnet.
1571 zählten zum Landecker Amt folgende Dörfer und Höfe:
Schenklengsfeld, Oberlengsfeld, Ransbach, Heimboldshausen, Motzfeld, Hilmes, Malkomes, Landershausen, Unterweisenborn, Konrode, Wehrshausen, Wüstfeld, Dinkelrode, Schenksolz, Lampertsfeld, sowie die Höfe Zimmers und Kahlhausen.
Der Hof Zimmers, südöstlich von Ransbach gelegen und 1646 (!) noch bewirtschaftet, wurde nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges nicht wieder aufgebaut.
Heimboldshausen wurde 1763 gegen Ausbach mit dem Amt Friedewald getauscht.

Auf die kirchlichen Zuständigkeiten hatte diese territoriale Veränderung keinen Einfluss: Während Heimboldshausen bereits zuvor mit Kreuzberg (Philippsthal) verbunden war – und dies auch weiterhin blieb – gilt das Gleiche für die Verbindung von Ausbach mit Friedewald.
Hingegen war der Ort Hillartshausen, der zur Vogtei Kreuzberg zählte, kirchlich mit Schenklengsfeld bzw. Hilmes verbunden.
Aufgrund der kirchlichen Zuständigkeiten, ergeben sich folgende Orte, die im Rahmen dieses Trauregisters behandelt werden:
Schenklengsfeld, Oberlengsfeld, Konrode, Lampertsfeld, Landershausen, Malkomes, Dinkelrode, Schenksolz, Unterweisenborn, Wehrshausen, Wüstfeld, Hilmes, Hillartshausen, Motzfeld und Ransbach.

Neben den aufgeführten Orten gibt/gab es noch diverse Einzelhöfe und Mühlen innerhalb des relevanten Gebiets:
Hof Kahlhausen, Hof Thalhausen, Hof Rimmerode (alle in der Gemarkung Wehrshausen), Hof Ehrenthal (abgebrochen, befand sich östlich von Oberlengsfeld), Obermühle und Feldmühle (beide ehemals südlich von Schenklengsfeld gelegen), Mauermühle und Weißmühle (nördlich von Schenklengsfeld), Grabenmühle und Dorfmühle (beide innerorts), Hahnmühle (östlich von Hillartshausen am Röhlingsbach gelegen), sowie Grundmühle (zuvor Obermühle), Gilmesmühle und Schellmühle (alle zu Ransbach zählend). Desweiteren gab es Mühlen in Unterweisenborn, Malkomes, Schenksolz und Lampertsfeld.
Heute besteht die Großgemeinde Schenklengsfeld neben dem Hauptort aus den Ortsteilen Konrode, Oberlengsfeld, Unterweisenborn, Wehrshausen, Dinkelrode, Landershausen, Malkomes, SchenksJlz, Erdmannrode, Hilmes, Wippershain und Wüstfeld. Lampertsfeld wurde bereits 1962 nach Schenklengsfeld eingegliedert.
Hillartshausen und Motzfeld gehören heute zu Friedewald, Ransbach hingegen zu Hohenroda, während Heimboldshausen ein Ortsteil von Philippsthal ist.

Quelle: Jörg Deiseroth, Trauregister des Landecker Amt bis 1830 

Amtshaus heute Bäckerei Bock – Quelle: Elfriede Riebold

Postkarten aus der Vergangenheit wecken Erinnerungen

Strohhäischer

Der Spottname der Laenschelder in Bronze gegossen.

Strohhäischer häißt me ons;
on doahdroff säin mäih stolz!
Dremm stett daeh au als Daenkmoal
heh en Laenscheld oan dr Solz!

Übersetzung:
Strohäischer nennt man uns;
und darauf sind wir stolz !
Drum steht er auch als Denkmal
hier an der Solz!

Das Plakat hängt im Bad Hersfelder WORTREICH

Der Strohhäischer – wie entstand der Name überhaupt?

Seit Menschengedenken, um eine alte Redensart aufzugreifen, heißen die Laenschelder im Landecker Amt die Strohhäischer, wobei die Aussprache in der hiesigen Mundart auch noch wichtig ist, wie der Verfasser dieser Zeilen des Öfteren erfahren musste: Strohhäischer, nicht Strohheischer. Den feinen Unterschied von äi und ei sollte man sich am besten von einem Eingeborenen vorsprechen lassen.

Natürlich geht es hier um das Häischen, also Betteln von Stroh. Aber warum und wann haben die Laenschelder bei ihren Nachbarn in den umliegenden Dörfern um Stroh betteln müssen?

Sicherlich hat es in der guten alten Zeit, die eben nicht immer eine gute war, auch mal schlechte Jahre gegeben. Und so wurde hier gerne und glaubwürdig erzählt, wir waren damals so arm, dass wir sogar Stroh in den Nachbardörfern erbetteln, also häischen mussten. Die haben uns dann bis auf den heutigen Tag die Strohhäischer gerufen, und das wohl mehr zum Spaß und zum Necken.

Soweit die seit Generationen überlieferte Interpretation für den Spottnamen Strohhäischer. Die anderen Dörfler im Amt haben allerdings auch ihre Spottnamen seit alters her: Da gibt es die Wehrshäuser Lensebiddel, die Schenksolzer Saandhoase oder die Scholbeklobber von Oberlengsfeld, um nur einige zu nennen.

Andererseits wurden die Laenschelder Bauern in den letzten Jahrhunderten als durchweg wohlhabend beschrieben und da passt das Betteln von Stroh bei den Nachbarn, die in den schlechten Jahren wohl auch Mangel an Stroh hatten, nicht so recht ins Bild. Der Zweifel am Wahrheitsgehalt von den Stroh-häischenden-armen-Bauern von Schenklengsfeld war gelegt.

Beim Stöbern im Aktenverzeichnis des Hessischen Staatsarchivs in Marburg fand sich eines Tages eine Akte mit dem Titel: „Acta. Die zur Forstbereisung ausgeschriebnen Heu- und Strohlieferungen betreff. 1828-1829″. Beim Studium der 18 handgeschriebenen Blätter dieser Akte stellte sich heraus, dass der Kreisrat (heute Landrat) in Hersfeld im Mai 1828 den Bürgermeister von Schenklengsfeld aufforderte, für die Forstbereisung der herrschaftlichen Beamten im Amt Landeck Heu und Stroh (für die Pferde) bereit zu stellen. Heu und Stroh sollten, wie seit alters her üblich, von den Bauern der zum Amt gehörenden Dörfer nach Schenklengsfeld geliefert werden. Diese jahrzehntelange, vielleicht schon mehrere Jahrhunderte alte Praxis hat den Laenscheldern den Spottnamen Strohhäischer eingebracht. Den genauen Ablauf und das Ende dieser Abgabe von Heu und Stroh im Jahre 1829 können weiter unten in der kleinen Abhandlung „Der Strohhäischer – Ein Landecker Original zum Anfassen“ vom September 2000 nachgelesen werden.

Nachdem der historische Kern des Strohhäischers aufgedeckt war, reifte gegen Ende der 1990er Jahre im Vorstand des Heimatvereins Landeck 1953 e.V. der Plan, nach dem Vorbild anderer Gemeinden eine lebensgroße Bronze-Plastik an zentraler Stelle des Ortes auf zustellen. Aber wie sollte der Strohhäischer aussehen? Von Frau Maria Fischer in Oberlengsfeld war bekannt, dass sie nicht nur Geschirr, Vasen und Schmuckfiguren aus Ton formte und brannte, sondern auch kleine Figuren aus der Märchenwelt herstellte. Sie war es dann, die uns das erste Modell eines Stroh tragenden „erwachsenen Lausbuben“ nach ihren eigenen Vorstellungen kreierte, 23 cm groß. Weitere Entwürfe von Frau Fischer folgten, bis es schließlich zur Sache gehen musste, d.h. eine Firma für den Bronzeguss war zu finden. Die Angebote der Unternehmen lagen zwischen 43.000 und 48.000 DM, je nachdem, ob das lebensgroße Modell von uns mitgeliefert wurde oder nicht.

Durch einen Zufall kamen wir mit dem Bildhauer Herbert Holzheimer aus Wildflecken-Langenleiten zusammen. Er machte uns ein günstiges Angebot über 28.000 DM, das Entwurf, Modell und Bronzeguss beinhaltete. Ende Januar 2001 besichtigten Karl und Liesel Honikel, Frau Maria Fischer und der damalige Ortsvorsteher Walter Licht das Atelier in Langenleiten. Herr Holzheimer präsentierte uns einen Entwurf in einem lebensgroßen Modell, das uns – nach Berücksichtigung kleinerer Wünsche – sehr gefiel. Wir gaben Herrn Holzheimer den Auftrag und er sagte uns die Lieferung der Skulptur bis Anfang Mai 2001 zu. Die Finanzierungsfrage war dann erfreulich schnell geklärt: Es gab zum eigens angesparten Kapital des Heimatvereins Spenden und Zuschüsse, die über ein Treuhandkonto verwaltet und für die Strohhäischer-Plastik ausgegeben wurden.

Mit dem Gemeindevorstand hatten wir zwischenzeitlich auch den Standort bestimmt. Zur Wahl standen zwei Plätze, am so genannten HydePark gegenüber dem Rathaus und an der Linde. Letztlich erhielt der Standort gegenüber dem Rathaus an der Ecke Landecker Straße und Rathaustraße den Vorzug, weil der in Bronze gegossene Strohhäischer hier eine größere Öffentlichkeit hat. Zu seinen Füßen wurde eine Platte mit dem nötigen Text montiert, flankiert von zwei Kästen mit Blumen. Ein Strahler am Rathaus lässt ihn auch nachts nicht alleine und so ist er ständig präsent, mit festem Blick auf das Rathaus. Wenn er vielleicht auch nicht ein Prachtexemplar an Schönheit darstellt, so ist er inzwischen doch Teil unserer Dorfkultur geworden und gibt einem kleinen Abschnitt unserer Geschichte ein Gesicht – im wahrsten Sinne des Wortes!

(Karl Honikel, 1. Vors. Heimatverein Landeck 1953 e.V. Schenklengsfeld, 03/2012)

Aus der Ansprache des 1. Vors. des Heimatvereins, Karl Honikel, am 20. Mai 2001:

Es war genau 10 Uhr 35 am letzten Freitag, als der Strohhäischer hier fertig aufgestellt stand. Und schon kam die Frage einer zufällig vorbeikommenden Bürgerin: Baremm is daeh Strohhäischer kei Frau?

Nun, diese höchst emanzipatorische Frage ist nicht unberechtigt, eine zufrieden stellende Antwort nicht einfach. Aber unser Mann hier kann ja noch heiraten, dann steht vielleicht eines Tages auch eine Frau da.

Die nächste Frage wurde uns hier um 11 Uhr 10 gestellt: Baremm hott daeh Strohhäischer kei Mutz im Mull? Darauf kann man eigentlich nur sagen, wer Stroh nach Laenscheld bringt, soll nicht mit dem Feuer spielen, also keine Pfeife rauchen!

Jetzt aber mal etwas ernsthafter: Der Strohhäischer soll daran erinnern, dass es hier auch mal andere Zeiten gab, Zeiten, die gern die guten, alten genannt werden, aber mit den heutigen nicht zu vergleichen sind. Vor 200 Jahren gab es noch viele ungesetzliche Abgaben und Hand- und Spanndienste, die bei der einen oder anderen Gelegenheit von der Bevölkerung verlangt wurden. Die Strohfuhren für die Forstbeamten mussten von den umliegenden Dörfern des Landecker Amtes seit eh und je, damals hieß es, seit Menschengedenken, nach Schenklengsfeld gebracht werden. Aber 1828 stellte man fest, dass es dafür keine gesetzliche Grundlage gab, also erhoben die Bauern und Bürgermeister Einspruch und die kurfürstliche Regierung schaffte die Strohfuhren ab. Der Strohhäischer ist uns aber hier im Dorf geblieben, bis heute, hier steht er!

Der Strohhäischer – ein Laenschelder Original zum Anfassen

Eigentlich hatte es da nie Schwierigkeiten gegeben all die Jahrhunderte lang. Wenn die Forstbeamten aus Hersfeld die jährliche Bereisung der herrschaftlichen Wälder im Landecker Amt planten, dann haben sie den Bürgermeister des Amtes in Laenscheld vorher aufgefordert, das nötige Heu und Stroh für die Pferde bereitzustellen. Nun war es aber seit jeher so Sitte, dass diese Fourage von den Bauern der umliegenden Dörfer zu besorgen war.

Vor über 170 Jahren jedoch flatterte dem Bürgermeister ein Briefchen ins Haus, datiert am 31. Mai 1828 in Hersfeld:

An den Schultheißen Etner
zu Schenklengsfeld
Es ist beim hiesigen Kreisamte die Anzeige geschehen, daß eine Heu- und Strohlieferung von den Viertels-Schultheißen des Amts Landeck ausgeschrieben worden sei, wozu der Ort Ransbach 45 Pfd Heu u. ebensoviel Stroh zur Forstbereisung nach Schenklengsfeld liefern solle. Da nun zu wissen nötig ist, worauf sich eine solche Fourage-Lieferung gründe u. von wem solche vorgeschrieben worden sei, so haben Sie darüber nach genommener Rücksprache mit den Viertels-Schultheißen anher zu berichten.
Der Kreisrat Hartert

Der Laenschelder Bürgermeister Etner, er wohnte übrigens damals in einem Anwesen mitten im Ort, in dem heute der Optiker Gerlach sein Geschäft hat, antwortete schon wenige Tage später folgendermaßen:

Das Amt Landeck ist in vier Viertel geteilt. Das Fourage-Ausschreiben ist jedesmal vom Haupt-Schultheiß des Ortes Schenklengsfeld geschehen für die Herrn Forstbeamten. Worauf sich solches gründet, ist nicht zu bestimmen. Ich habe die Viertels-Schultheißen gefragt, die wissen nichts anderes als daß es von jeher ist geliefert worden. Ich wenigstens weiß solches von 50 Jahren her und habe es von meinen Vofahren gehört, daß Heu und Stroh und der hiesige Wirt jährlich 1 rthl. (=Reichstaler) Stallgeld von solchem erhält, welches das Amt liefern und bezahlen muß. Wenn uns ein Kurfürstliches Kreis-Amt könnte Erläuterung geben, um solches los zu werden, woher zu wünschen und bitten gefälligst eine Resolution.
Schenklengsfeld am 5 ten Juni 1828
Der Schultheiß Etner

Es ist zu vermuten, daß die Beschwerde über die Heu- und Strohlieferungen von Ransbach ausging und der Kreisrat, später hieß er dann Landrat, in Hersfeld keine Unterlagen zu diesem Vorgang hatte. Es war eben schon lange so Tradition, daß die kleinen Dörfer im Amt das Stroh für die Forstbeamten nach Laenscheld bringen mußten. Immerhin, auch der Haupt-Schultheiß Etner im Amtsort Schenklengsfeld wollte, daß das „Strohhäischen“ für die Förster aus Hersfeld eingestellt wurde.

Wie sind denn nun die Landecker Bauern die Heu- und Strohfuhren nach Schenklengsfeld los geworden? Da hatte der Kreisrat Hartert in Hersfeld aber noch einige Fragen. Mit Schreiben vom 6. Juni 1828 wünschte er weitere Auskünfte vom Schultheißen Etner. Er wollte wissen, wieviel das jährlich zu liefernde Heu- und Stroh-Quantum betrage und ob auch Hafer geliefert werde. Der Schultheiß antwortete in einem kurzen Brief an das Kurfürstliche Kreisamt:

Die Fourage vor (=für) die Herrn Forstbeamten bestehet in 90 Pfd. Heu und 6 bis 7 Schitling Stroh, wo der Schitling zu 14 bis 18 Pfd. wieget und jedes Mal im Jahr an den hiesigen Wirth 1 rthl. Stallgeld, da mögen nun die Forstbeamten so viel mal kommen als wie sie wollen, wird weiter kein Stallgeld bezahlt.
Schenklengsfeld am 24t. Juni 1828
Der Schultheiß Etner

Aus irgendeinem Grunde war Kreisrat Hartert mit diesen Antworten nicht zufrieden und richtete schon deshalb am 1.7.1828 an den „Hochlöblichen“ Rentmeister Reinhard in Schenklengsfeld die Bitte um Auskunft, was es wohl mit dieser Lieferung für eine Bewandtnis habe und worauf sich dieselbe gründe.

Sitz und Wohnung des damaligen Rentmeisters war die „Herrschaftliche Amt Rentherey“, also das Amtshaus, das heutige Wohnhaus der Familie (Bäcker) Bock. Hier formulierte der herrschaftliche (kurfürstliche) Beamte folgenden Brief, der mit der damals üblichen Anrede begann:

Wohlgeborener und Hochgelehrter
insonders Hochgeehrtester
Herr Kreisrath
Auf Euer Wohlgeboren sehr verehrliches Schreiben vom 1 ten d.M. ermangele ich nicht wegen der von dem Amt Landeck jährlich bei der Forstbereisung an die Herrn Forstbeamten zu liefernden rauhen Fourage an 90 Pfd. Heu und 6 bis 7 Gebund Stroh und den an den Wirth dahier zu zahlenden 1 rth. Stallgeld, hiermit gehorsamst zu erwiedern: Daß jene Fourage von undenklichen Zeiten her bei der Forstbereisung alljährlich an die Herrn Forstbeamten unentgeldlich vom Amt Landeck geliefert und 1 Rthl. Stallgeld immer jährlich an den Wirth dahier für die Aufnahme der Pferde vom Amt Landeck bezahlt worden ist, und gründet sich diese Abgabe auf Observanz (=Gewohnheitsrecht).
In der vorzüglichen Hochachtung und wahren Verehrung verharrend
Schenklengsfeld
am 15 ten Julius 1828
Euer wohlgeboren
& gehorsamster Dr. (=Diener) Reinhard

Kreisrat Hartert erkundigte sich schließlich noch im Forstamt Schenklengsfeld, worauf ihm der Forstläufer mitteilte, der verstorbene Förster Wetterstein habe mal erwähnt, dass seit undenklichen Zeiten die Lieferungen an Heu und Stroh bei der jährlichen Forstbereisung von den hiesigen Gemeinden stattgefunden hätten. Und so schreibt er am 16.8.1828 u.a.: „Die hiesigen Schultheißen haben die fraglichen Lieferungen ausgeschrieben (=verordnet, angefordert) und repartiert (=aufgeteilt). Nie habe ich gehört, daß die geringste Beschwerde oder Weigerung vorgefallen wäre. Schriftliche Verhandlungen finden sich in der hiesigen Förster-Repositur (=Aktenarchiv) nicht vor.“
Am 30.8.1828 schreibt Kreisrat Hartert an die Kurfürstliche Regierung der Provinz Fulda. Er erläutert zunächst den Sachverhalt und fragt dann, ob die Gemeinden des ehemaligen Amtes Landeck schuldig seien, die Heu- und Strohfuhren sowie den 1 Reichstaler Stallgeld bei der Forstbereisung liefern bzw. zahlen zu müssen.
Schon mit Schreiben vom 2. Sept. 1828 teilte die Provinzregierung in Fulda dem Kreisrat ihren „Beschluß“ bezüglich des „Strohhäischens“
im Landecker Amt mit.
Beschluß:
Da die fraglichen Heu- und Strohliefenmgen und die Entrichtung von 1 Rthl. Stallgeld an den Wirth zu Schenklengsjeld von
Seiten der Gemeinden des ehemaligen Amts Landeck für die Forstbeamten, während der Forstbereisung nicht gesetzlich begründet erscheinen,
so hat das Kreisamt den Schultheißen der betreffenden Gemeinden bekannt zu machen, daß sie künftighin das bemerkte Heu und Stroh-Quantum sowie 1 Rthl. Stallgeld nicht mehr zu liefern und beziehungsweise zu bezahlen schuldig seyen. Die Akten gelangen zurück.
Unterschrift (unleserlich)

Der Kreisrat sandte sofort Abschriften an die Viertels-Schultheißen der betroffenen Gemeinden. Da werden sich die Landecker gefreut haben. Die einen, weil sie nun nicht mehr diese lästige Abgabe für die Forstbeamten leisten mußten; und die anderen, weil sie wohl hofften, nicht mehr als „Strohhäischer“ gehänselt zu werden.

Es fällt auch auf, dass mit der Verwaltungsreform im Kurfürstentum Hessen von 1821 die überlieferten zusätzlichen Abgaben, die aus den verschiedensten Anlässen zu leisten waren, abgeschafft werden sollten. Dass dies allerdings nicht so einfach war, zeigte sich auch hier. Offensichtlich hatte die Forstbehörde in Hersfeld Einspruch eingelegt, denn man wollte sich die kostenlosen Lieferungen nicht entgehen lassen. Und am 7.1.1829 schreibt die Regierung zu Fulda an das Kreisamt und verlangt, „in den Gemeinden alte Personen zu befragen, ob die Heu- und Strohlieferungen seither ohne Unterbrechung geschehen“ seien und ob es in den Gemeinde-Rechnungen Posten gäbe oder Quittungen, die diese Abgabe belegen könnten.

Der Bürgermeister von Schenklengsfeld berichtet nur wenig später dem Kreisrat, daß es im Ort keine alten Leute gäbe, die sich erinnern könnten, auch seien keine Rechnungen gefunden worden. Mit dieser Antwort dürfte der Kreisrat, der die Sache wohl abschließend klären wollte, nicht zufrieden gewesen sein. Einern Aktenvermerk ist zu entnehmen, daß Valten Daube auf Geheiß des Schultheißen Etner im Kreisamt erscheint und eine Aussage zu Protokoll gibt: Er sei 54 Jahre alt, schon drei mal habe er seit 1805 das Gemeinde-Wirtshaus gepachtet. Er wisse, daß er zur Forstbereisung für die Pferde jährlich 1 Thaler erhalten habe, auch daß Heu und Stroh geliefert worden sei.

Das Gemeinde-Wirtshaus, von dem hier die Rede ist, war das heutige Gasthaus Geheb an der Linde. Nach Konrad Schüler (Das Amt Landeck und seine Bewohner, Seite 74f.) besaß die Gemeinde Schenklengsfeld mit diesem Gebäude ein Rathaus, in dessen Erdgeschoß sich die Gemeindeschänke befand, während das obere Stockwerk die Gemeinde-Dienstzimmer aufnahm. In den späteren Jahrzehnten hatten die Bürgermeister ihr Dienstzimmer in ihrem Wohnhaus. Als Beispiel sei hier das Wohnhaus von Bürgermeister Christian Rüger (1845 – 1919) am Weinberg aufgeführt, das im Volksmund heute noch „Bürgermeisters“ genannt wird.

Fast ein Jahr war nun vergangen, daß die Frage der Heu- und Strohlieferungen für die Forstbeamten aus Anlaß der Forstbereisung im Amt Landeck die Verwaltungen in Schenklengsfeld, Hersfeld und Fulda beschäftigte. Eine gesetzliche Grundlage für diese Lieferungen, die offensichtlich „seit Menschengedenken“ als Naturalabgabe verlangt werden konnte, war nicht zu finden.

Am 22. Mai 1829 schrieb Bürgermeister Etner wieder einen Brief an das Kürfürstliche Kreisamt in Hersfeld und führte dabei unter anderem aus:

Unser ehemaliges Amt Landeck ist in vier Viertel geteilt, als erstes Viertel Schenklengsfeld, Oberlengsfeld, Unterweisenborn; zweites Viertel Wehrshausen mit beiden Höfen Thalhausen und Rimerode, Ransbach; drittes Viertel Hilmes, Motzfeld, Ausbach, Lampertsfeld; viertes Viertel Conrode, Landershausen, Wüstfeld, Dinkelrode, Malkomes, Schenksolz. Die vier Viertel Schultheißen sind Schenklengsfeld, Wehrshausen, Hilmes und Conrode.

Dem Schreiben ist ferner zu entnehmen, daß der Schenklengsfelder Schultheiß die Beschaffung regelte, das heißt, er schrieb an die jeweiligen Viertels-Schultheißen, die das benötigte Heu und Stroh in ihren Dörfern zu besorgen hatten und nach Schenklengsfeld bringen mußten. Jedes Jahr war ein anderes Viertel mit der Lieferung an der Reihe. Das Stallgeld von einem Thaler dagegen wurde auf die Amtsrechnung gesetzt, also aus der Amtskasse an den Wirt bezahlt.
Aus diesem Brief erfahren wir, welche Orte vor 1821 zum „ehemaligen“ Amt Landeck gehörten. Das waren neben den heute zur Gemeinde Schenklengsfeld gehörenden Ortsteilen (außer Wippershain natürlich) noch Ransbach, Motzfeld und Ausbach. Die Neugliederung Kurhessens in 1821 war nämlich eine Verwaltungs- und Gebietsreform, denn Justiz und Verwaltung wurden getrennt und die Dörfer unserer Region waren nun selbständige Gemeinden im neu gegründeten Kreis Hersfeld. Durch die Neugliederung wurde das bisher selbständige Amt Landeck mit dem Amt Friedewald zum (Justiz-)Amt Friedewald zusammengefaßt. Denn nur so ist zu verstehen, daß um 1828/29 vom „ehemaligen“ Amt Landeck gesprochen wird.

Eine rechtliche Grundlage für die jährlich nach Schenklengsfeld zu liefernden Heu- und Strohfuhren war bei den übergeordneten Behörden und auch bei der kurhessischen Regierung in Kassel offensichtlich nicht gefunden worden. Im Juni 1829 erhielt der Bürgermeister von Schenklengsfeld schließlich vom Kreisrat in Hersfeld die Abschrift eines Schreibens von der Provinzregierung in Fulda mit folgendem Inhalt:
Fulda, den 4. Juni 1829
Wir sind von der Kurfürstl. Finanzkammer in Kassel mittelst Schreiben vom 25. l. M in Kenntnis gesetzt worden, daß vom Kurfürstl. Finanzministerium durch Beschluß vom 23. April d. J. bestimmt worden ist, daß von der Anforderung, die früher von den Gemeinden des ehemaligen Amtes Landeck an die Forstbeamten bei Gelegenheit der jährlichen Forstbereisung gelieferten Fourage und des an den Wirt zu Schenklengsfeld bezahlten Stallgeldes abzustehen sei. Wir machen Ihnen dieses mit Beziehung auf die Ihnen zugegangene Verfügung vom 20. März l.J Nr. 456 E.P. bekannt und fügen die mit Ihrem Bericht vom 2. l. M eingesandten Akten und beide Rechnungen wieder zu.
Kurf. Reg. der Provinz Fulda (Hanstein)

Mit diesem Schriftstück enden die Akten mit dem Titel: „Acta. Die zur Forstbereisung ausgeschriebenen Heu- und Strohlieferungen betreff. 1828 – 1829“ im Hess. Staatsarchiv Marburg. Unter der Nr. 7254 im Bestand 180 LA Hersfeld werden in dieser Akte 18 handgeschriebene Blätter aufbewahrt.

Aus heutiger Sicht mögen die damals jährlich zu liefernden Heu- und Strohmengen gering erscheinen, sie sind aber im Zusammenhang mit den vielen anderen Geld- und Sachleistungen zu sehen, die aus den verschiedensten Anlässen zu entrichten waren. Vor allem ist deutlich geworden, dass sowohl die Bevölkerung als auch die „Obrigkeit“ bemüht waren, gesetzlich nicht begründbare Abgaben abzuschaffen. Dies dürfte auch dem „Geist“ der Verwaltungsreform von 1821 entsprochen haben, die für jedermann einsichtige gesetzliche Regelungen einführen wollte.

Die Heu- und Strohfuhren nach Schenklengsfeld wurden also 1828/29 eingestellt, der Spitzname „Strohhäischer“ ist allerdings bis auf den heutigen Tag gebräuchlich. Den Bewohnern der umliegenden Dörfer, die diesen Spitznamen gerne für die Laenschelder benutzen, sollte dabei bewußt sein, daß sie selbst einen eigenen, oftmals auch nicht sehr schmeichelhaften Spitznamen besitzen. Doch wie lautet eine alte Volksweisheit: Was sich neckt, das …

(September 2000, Karl Honikel)

Als Strohhäischer noch ein Modell war

Ein erstes Modell wurde 1994 von Frau Maria Fischer aus Oberlengsfeld angefertigt. In den folgenden Jahren wurden verschiedene Angebote für die Bronzeplastik des Strohhäischers eingeholt. Weiter unten einige Auszüge aus dem Bekanntmachungen.

Der Strohhäischer im Atelier des Künstlers Herbert Holzheimer

Ein Blick ins Atelier von Bildhauer Herbert Holzheimer in Wildflecken-Langenleiten am 29.01.2001. Der Strohhäischer ist bereits als lebensgroßes Modell (Höhe: 1,65m) zu sehen.

Der Eselsbrunnen und Hof Ehrental

Erbaut ca. 1235, wurde der Brunnen 1985 durch den Heimatverein renoviert. Weitere Renovierung erfuhr der Eselsbrunnen 2024 durch unseren Bankwart Hartmut Kuhn.

Einen Brunnen hatten die Herren von Lengsfeld und von Landeck auf der Burg nicht. Das Wasser wurde durch Esel in Bütten aus dem noch heute unterhalb des Schlosses befindlichen „Eselsbrunnen“ geholt.

Der Hof Ehrenthal diente einst als Meierhof des Klosters Hersfeld zur Versorgung der Bewohner von Burg Landeck. Ersterwähnung 1367. Der Hof war meist mit drei Bauern besetzt. Nach dem 30-jährigen Krieg (1648) war Hans Rüger der letzte Meier zu Ehrental. 1686 wurden die Grundstücke von der Landgrafschaft Hessen-Kassel an die Oberlengsfelder Bauern verkauft. Nach 1709 werden als Pächter die Schäfer Hans Heinrich Deys und Johannes Schweng genannt. Nach 1736 ist der Hof nicht mehr bewohnt und verfällt. Die Erinnerung ist bis heute wach.

Recherche: Heimatverein Landeck 1953 e.V.

Weiterführende Informationen zum Meierhof lest ihr hier… https://www.hersfelder-zeitung.de/bilder/2010/02/11/1106475/1524188504-2011_50_03_internet.pdf

Dinkelrode mit “Glöckchen”

Ersterwähnung des Ortes 1240
Wie bei allen Festschriften der Orte ringsum im Landecker Amt können wir für die Jahrhunderte vor 1500 nur Forschungsergebnisse zu-sammentragen, die mit Lücken, Vermutungen und Fragezeichen versehen sind.
Schon das erste gesicherte Datum und die Nennung des Ortes Dinkelrode im Jahre 1240 in einer Urkunde für das Kloster Hersfeld behandelt nur eine kleine Schenkung: es geht um ein Gut im Dorf Dinkelrode, „in Villa Tinchen-rod”, das Gerlach von Uffhausen (Gerlacus de Offinhusin) dem Abt Wemher von Hersfeld zu Lehen übergibt. (ZHG 3, 90)

Der Dinkleröder Glockenturm mit Glocke
Letzte Eintragung des Pfarrers Schenk in der Pfarrchronik der Kirchengemeinde Schenklengsfeld: 2. Oktober 1932
„Heute sind es 32 Jahre, daß ich Pfarrer von Schenklengsfeld bin. Noch wenige Tage und ich ziehe als Pfarrer i.R. nach Hersfeld. Eine schöne Feier in Dinkelrode gab dem Tag die Weihe. Die Familie Ringler in Dinkelrode
ist bis auf eine Frau ausgestorben. Ein Neffe des zuletzt verstorbenen Besitzers Philipp Ringler hat jetzt das Gut.

Zur Erinnerung an ihre Familie und besonders an ihren im Krieg gefallenen Sohn Hans stiftete Frau Ringler eine schöne Glocke, dazu eine kleine wunderschöne Gedächt-nishalle, in der die Namen aller
Kriegsteilnehmer,
zuerst die Namen der drei Gefallenen aufgezeichnet sind. Unter großer Beteiligung und Mitwirkung des Posaunenchors habe ich die Glocke und die Gedächtnishalle eingeweiht.
Eine wundervolle erhebende Feier, die allen Teilnehmern unvergeßlich sein wird. So habe ich meine Dienstzeit abgeschlossen.
Gott sei Dank für all seine Liebe und Gnade, die mir unwürdigem Werkzeug möglich gemacht hat, ihm hier 32 Jahre mit großer Freudigkeit zu dienen.
Seine Gnade sei mit meinem Nachfolger!”

Quelle: Dorfchronik Dinkelrode, 775 Jahrfeier 2015

Quelle: Felix Gebhardt

Malkomes

An diesem Ortsnamen haben sich viele versucht. Ebenso viele bissen sich am Namen die Zähne aus.

Hier die Erklärung des Ortsnamen Malkomes von Deutschlands renommiertesten Namensforscher Prof. Jürgen Udolph.

“Für Malkomes kenne ich folgende Belege: 1340/49 Malkandis; 1493 Malckmus; 1493 heißt das Dorf und die Wüstung Malkomes; 1532 zum Alckmas; 1549 Alckams; 1585 Malckemes. (Anmerkung Ralf Malkmes: Das “o” im Ortsnamen wurde erst nach 1826 im Ortsnamen eingefügt. Die Einheimischen nennen den Ort in ihrer Mundart/Platt Maalkemes. Betonung liegt auf erster Silbe.) 

Es ist ein genitivischer Ortsname (dazu zuletzt ausführlich: G. Winkler, Genetivische Ortsnamen in Ostmitteldeutschland und in angrenzenden Gebieten, Berlin 2007), allerdings ist der zugrunde liegende Personenname nicht ganz sicher, ein Mahal-gand oder Mahal-and. Genitivische Ortsnamen beziehen sich auf den ersten Siedler/Gründer einer Siedlung.” Der Ort des…

Ein besonderes Kleinod ziert den Ort in besonderem Maße. Das Bethaus. Die Fachwerk-Kapelle wurde im Jahre 1734 erbaut und misst gerade 5 mal 4,3 Meter und ist somit Hessens kleinstes Kirchlein. Sie wurde letztmals im Jahre 2012 auf Initiative unseres Vereins komplett renoviert. Die Einheimischen nennen das Bethaus liebevoll ihren DOM.

In zwei Gefachen auf der Vorderseite steht folgende Inschrift:

„Herabgeholt im Weltkriegssturm, tönt neu die Glocke von dem Turm!“
„Kommt alle! ruft der Glocke Ton. Lobpreiset Gott auf seinem Thron!“

Recherche: Ralf Malkmes



Der Badborn

Schon 1455 wird ein Heilbrunnen in Schenklengsfeld erwähnt, doch 1688 entsprangen neben diesem alten Heilbrunnen zwei weitere Quellen, was als Wunder angesehen wurde.  Die Heilwirkung des Wassers machte Schenklengsfeld als  Kurbad für mehrere Jahre über die Region hinaus bekannt.

“Im Jahre des Herrn 1455 am 01. Mai ist offenbar geworden der Brunnen bei Lengsfeld im Gericht Landeck und sind viele Leute davon gesund geworden und viele Wunder davon geschehen und gehört worden.” (Aus einem Kapialbuch des Klosters Hersfeld)

“1617 als Frauenheilwasser wieder erwähnt. 1688/89 erneut als Gesundbrunnen entdeckt und reger Kurbetrieb mit Trinkkuren und Schlammbädern unter dem Badearzt Dr. Bachoff. Zahlreiche Berichte von Heilungen und Wundern. Noch lange Zeit als Heilwassser genutzt”

Gedenksteine an der Quelle halten die Erinnerung wach. Auf der Rückseite eines großen Steinfindlings, auf dem die Besucher von Schenklengsfeld willkommen geheißen werden, ist eine Bronzeplatte mit kurzen Informationen zum Badborn eingelassen. 1994 stiftete der Heimatverein dieses schöne Objekt. Mehr Infos liefert die moderne Info-Tafel mit QR-Code. Auch an anderen historischen Orten in und um den Ort sind solche Tafeln platziert. Monika Grebs Fotocollage beinhaltet die einzelnen Informationsstellen am Badborn.
Der Heimatverein hat in der Vergangenheit sehr intensiv an der Erhaltung des Areals am Badborn gearbeitet. Einzelne Tätigkeiten sind in unserer Vereinshistorie und im Vereinsleben nachzulesen.

Wie lief der Kurbetrieb?

Dr. Bachoff aus Gotha hatte in einem längeren Gutachten dem erneut sprudelnden Quellwasser eine vorzügliche Heilwirkung für viele Krankheiten bescheinigt und stand auch als Badearzt zur Verfügung. Dies zog natürlich viele Kranke an, die sich durch Trinkkuren und Schlammbädern Heilung erhofften. Im Archiv der Kirchengemeinde Schenklengsfeld sind eine Reihe von Dokumenten erhalten, aus denen hier ein Dankschreiben zitiert werden soll:

„Attestatum, die hinfallende Krankheit betreff. Ich Endsunterschriebener Hochadelicher Thüngischer Schulmeister zu Völckersleier bekenne hiermit, das ich freytags den 29 t. Juny mit meinem Sohn welcher 10 Jahr alt und auf 3 Viertel Jahr lang mit der schweren Krankheit beladen gewesen alhier bey dem von Gott verliehenen Heylbrunnen angelangt, und obzwar mein Sohn auf dem Weg zu unterschiedenermahlen mit bemerkter Krankheit überfallen worden, so habe doch so balden er des Heylbrunnens sich bedient, keine Beschwerung ferner an ihm, wie vorhin, vermerken können. Wovor dem Allerhöchsten von grund des hertzens Lob und Dank gesagt sey, derselbe wolle bemelten meinen Sohn bey der verliehenen Gesundheit ferner in Gnaden erhalten, um seines lieben Sohnes Jesu Christi willen, Amen. Schencklengsfeld, d. 4. July 1688 Wolff Dieterich Kraus“

Vom Schenklengsfelder Pfarrer Meurer ist auf diesem Blatt noch angefügt: Ein gleiches ist auch von glaubwürdigen Personen erzehlet worden von einer Person in Schlüchtern so Gott der Herr gleichfalls kraft des Brunnenwassers von gedachter Schwachheit erlediget haben solle, daran sey sonst des öfteren laborieret worden.

Die „Kurgäste“ haben bei ihrem Besuch am Gesund- und Heilbrunnen auch mehr oder weniger Geld gespendet, das von den so genannten Brunnenschöpfern Johannes Pfaff und Hans Wolff angenommen und täglich in einem Einnahmebüchlein verzeichnet wurde. Nachdem mit dem Amtmann und der landgräflichen Verwaltung in Kassel geklärt worden war, wem dieses Geld zustand, durfte der Pfarrer die Brunnenkasse verwalten und ein Teil davon für Anschaffungen in der Kirche und in der Schule ausgeben. Auch zum Kirchenbau in Wippershain ist ein ansehnlicher Beitrag geleistet worden. Wie die Unterlagen belegen, sind schließlich noch die Armen im Amt Landeck und die mittellos angereisten Kranken mit Geld bedacht worden.

Quelle: Hersfelder Zeitung

Hier noch ein Werk von Johannes Hesse, der historische Begebenheiten bündelte: https://www.yumpu.com/de/document/read/55339664/bad-schenklengsfeld

Hilmes

Bei Hilmes verhält es sich ähnlich wie bei Malkomes. Es ist ebenfalls ein genitivischer Ortsname (Namensforscher Prof. Jürgen Udolph) . Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung von Hilmes erfolgte unter dem Namen Hyldemundes im Jahr 1367 in einer Urkunde des Kloster Kreuzberg. Die erste Besiedlung fand aber vermutlich bereits in der späten Zeit der Völkerwanderung statt, wie es das karolingische Gräberfeld oberhalb von Hilmes belegt. 1413 wurde der Ort als „zu dem Hildemans“ und 1500 als „Hylmes“ erwähnt. Hyldemund ist ein heute unbekannter Name. Siegmund und Reimund haben noch Bestand.

“Die Kilianskirche in Hilmes wurde mit ihrem Haubendach von 1820 bis 1822 erbaut. . Die „Sankt-Anna-Glocke“ im Dachreiter wurde 1518 von dem inschriftlich genannten “meister hans” gegossen, der teils mit dem in Homberg tätigen Glockengießer Hans Kortrog identifiziert wird; daher schließt man, dass es einen Vorgängerbau der heutigen Kirche gab. Zu der Glocke gibt es die Sage, dass bei ihrem Guss ein Burgfräulein namens „Susanne-Marie“ ihren Schmuck in die Schmelze geworfen habe; beim Läuten soll die Glocke daher ihren Namen rufen.” Quelle Wikipedia

Recherche: Ralf Malkmes



Der Soisbergturm

1997 gründet sich die Bürgerinitiative Aussichtsturm Soisberg e.V. Von Anfang an ist der Heimatverein als Mitglied dabei.

1997 gelang es also, die entscheidenden Impulse zum Bau des neuen Turmes zu geben. So konnten mit Hilfe von nun mehr 840 Mitgliedern, einem engagierten Vorstand und der Unterstützung der politischen Gemeinden Eiterfeld, Hohenroda und Schenklenksfeld alle Bedenken aus dem Weg geräumt werden. Auf dem Gipfel des 630 m hohen Soisbergs sollte nun endlich der 25 m hohe Soisbergturm entstehen. Ein in Stahlbauweise mit Holzverkleidung errichteter Aussichtsturm mit 110 Stufen. Der Rastplatz „Soisbergblick“ bietet ein gemütliches Waldsofa sowie eine Sitzgruppe mit Bänken und einem Tisch. Zudem wurden Infotafeln und ein Insektenhotel aufgestellt. Der Rastplatz „Soisbergblick“ ist in der Ortslage von Soisdorf (36132 PLZ) durch mehrere Wegweiser ausgeschildert.

Der Turm bietet eine weite Rundumsicht auf den Hohen Meißner im Norden, den Thüringer Wald im Osten, die Hohe Rhön im Süden, den Vogelsberg im Südwesten, den Knüll im Westen und den Habichtswald im Nordwesten. Bei klarer Sicht ist der Blick zum Brocken in 123 km Entfernung möglich und mit scharfem Auge eventuell das 68 km entfernte Oktogon des Herkules in Kassel auszumachen.

Der Soisbergturm ist über zahlreiche ausgeschilderte Wanderwege von den umliegenden Gemeinden zu erreichen. Die Extratour Soisberg führt auf 7,3 km um den Soisberg und auf den Turm und ist ein Wanderhighlight in der Region.

Der Vorgänger – Im Sommer 1955 entstand mit großzügigen Material- und Geldspenden und Hilfe des Pionierzuges des Fuldaer Bundesgrenzschutz der zweite Soisbergturm. Er war 13,50 m hoch. Die Plattform befand sich auf genau 10 m. Die Bergkuppe war daraufhin ein beliebtes Ausflugsziel, bis der wachsende Baumbestand den Turm „überholte“ und sich die Turmbesteigung nicht mehr lohnte. Wegen Schäden und Sicherheitsmängeln musste der Turm schließlich gesperrt werden.

Ein erster Turm entsteht bereits 1898 – Die herausragende Stellung im Hessischen Kegelspiel führte dazu, dass ein ca. 8 m hoher Turm aus Holz für trigonometrische Vermessungen entstand. Dieser Aussichtsturm verfiel etwa 15 Jahre später.

Himmelsschauplatz Soislieden liegt im Sternenpark Rhön, in dem man dank der natürlich-dunklen Nachtlandschaft einen herrlichen Sternenhimmel erleben kann. Im Jahr 2019 ist hier, am Fuße des Soisbergs, einer der ersten Himmelsschauplätze im Biosphärenreservat gebaut worden. Hier findet man eine Wellenliege, einen Polarsternfinder, ein Gerüst zum Abstützen für ruhige Blicke mit dem Fernglas und eine drehbare Sternkarte. Diese Karte erklärt den Himmel am Tag und in der Nacht. Ein Stopp am Himmelsschauplatz lohnt sich also auch am Tag – nicht zuletzt wegen der herrlichen Aussicht!

Mehr zum Soisberturm erfahrt ihr hier … http://soisbergturm.de

Quellen:  Aussichtsturm Soisberg e.V. & TAG Nördliche Kuppenrhön & Wikipedia & rhoen.info

Die Landecker Burg

Auf dem südwestlichen Bergsporn des Landecker Berges nordöstlich von Oberlengsfeld stehen noch Reste der über 5 m hohe Ringmauern einer ehemaligen Burganlage des Klosters Hersfeld aus dem die 11./12. Jh. Hier lebten die Herren von Lengsfeld und von Landeck, die der Region ihren Namen gaben. Das große rechteckige Burgareal, die mächtigen Außenmauern und die tiefen Gräben auf der Bergseite zeugen von einer wehrhaften Anlage, die wohl den Verbindungsweg vom Kloster Hersfeld in die thüringischen Besitzungen kontrollieren sollte. Und natürlich war die weithin sichtbare Burg auch ein Symbol der Macht des Hersfelder Abtes über Land, Dörfer und Untertanen im Gebiet zwischen Fulda und Werra. 

Quelle: Karl Honikel

Info-Tafel an der Burgmauer

” Einst bedeutende Burg der Reichsabtei Hersfeld für den Schutz und die Verwaltung ihres Grundbesitzes im Amt Landeck. 1234 erste indirekte Erwähnung der Burg. Gründung im 12. Jh. oder früher.” Vorübergehende Verpfändung von Burg u. Amt im 14. u. 15. Jh. an fremde Herren. Im 12. u. 13. Jh. Adlige von Lengsfeld bezeugt, (…) die am Hof des Abtes das Amt des Mundschenken bekleiden, daher der Name Schenklengsfeld. Im 14. u. 15. Jh. Adlige von Landeck. 1525 im Bauernkrieg zerstört. 1628 wird die Burg als ein “altt verfallen hauß undt schloß” bezeichnet. Rechteckige große Burgfläche von ca. 75 x 25 m. “An der Ostseite Sicherung der Burg durch zwei tiefe Abschnittsgräben.” Bezeichnung heute: “Altes Schloss.” Am Himmelfahrtstag traditionelles Waldfest. “


Quelle: Infotafel an der Ruine vom Heimatverein Schenklengsfeld / Dr. Klaus Sippel

Eine besondere Begebenheit soll sich in der Ruine der Burg Landeck am 10. Dezember 1855 zugetragen haben. Verifizierung ist jedoch schwerlich möglich. August Vincent Theodor Spies erklärte, dass er an jenem Tag innerhalb der Burgruine das Licht der Welt erblickte. Er war ein deutschamerikanischer Chefredakteur und Herausgeber der anarchistischen Arbeiterzeitung und ein Sprecher der US-amerikanischen Arbeiterbewegung in Chicago. Lest weiter bei WIKIPEDIA… https://de.wikipedia.org/wiki/August_Spies_(Journalist)



Historischer Friedhof mit Predigerhäuschen

Auf dem unteren Teil des Schenklengsfelder Friedhofs befindet sich der sogenannte historische Friedhof mit 270 handwerklich kunstvoll gestalteten Grabsteinen aus dem 17. bis 19. Jahrhundert, gefertigt aus heimischem Buntsandstein aus der Gemarkung Hilmes. Der Schenklengsfelder Friedhof wurde 1604 angelegt und zwar für die Verstorbenen des ganzen Kirchspiels. Am südlichen Eingang steht ein Predigerhäuschen aus dem 17. Jahrhundert. Das achteckige Holzgerüstbauwerk mit spitzem Turmhelm ist einer Kirchenkanzel nachempfunden, denn von hier aus hat der Geistliche (der Prediger) die Totenansprache gehalten. Die „sprechenden Grabsteine“ enthüllen dem Betrachter die im Volksglauben und Brauchtum verwurzelten Lebenswelten der Vorfahren.

Mehr Informationen zu den sprechenden Grabsteinen

Durch diese Härte des Gesteins bedingt sind noch jetzt die meisten aller Inschriften, die sich auf beiden Seiten der Grabsteine befinden, gut zu lesen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die meisten der noch gut erhaltenen Steine aus der Zeit von 1780 bis 1870 stammen.
Auf der Vorderseite der Grabsteine finden wir stets die Lebensdaten der Verstorbenen, von künstlerisch aus dem Stein herausgearbeiteten Symbolen oder feinen Ziselierungen umgeben. Vorwiegend sind es Engelsgestalten, Ankerkronen, Blumen, Trauben und verschiedenartige Ornamente. Daneben erkennen wir auch Darstellungen von Personen, an vielen von ihnen ist die Landecker Tracht zu erkennen. Die Rückseite der alten Grabsteine zeigt immer den sogenannten „Leichentext“ auf.  Die Steintafeln sind bis zu 75 Zentimeter breit und fast ausschließlich über einen Meter hoch. Der obere Abschluss ist verschiedenartig, wobei Kleeblatt, Fächer und Hufeisenbogen in den verschiedensten Varianten vorkommen. Auch die Seitenteile sind sehr vielgestaltig und weisen ornamentale Bearbeitung auf.

Wissenswertes zum Historischen Friedhof

Bis zum Beginn des 17. Jahrhunderts befand sich der Schenklengsfelder Friedhof an der Kirche, als sogenannter Totenhof auch von einer Wehrmauer umgeben. Aus verschiedenen Gründen wurde um 1610 hier oberhalb des Weinbergs ein neuer Friedhof für das Kirchspiel Schenklengsfeld im Landecker Amt angelegt. Damals lag dieser neue Friedhof noch nicht inmitten des Ortes, sondern am Nordrand des Dorfes.

In den Jahren 1959 bis 1964 erfolgte die Errichtung dieser wertvollen Grabsteinsammlung, indem noch viele der auf dem gesamten Friedhof verstreut stehenden Grabsteine aus den vorigen Jahrhunderten zusammengetragen und unter fachkundiger Anleitung hier aufgestellt wurden. Der Historische Friedhof umfasst heute 275 Grabdenkmäler aus dem 17. bis 19. Jahrhundert die in ihrer Gesamtheit einen beispielhaften Einblick in die Kulturgeschichte einer ländlichen Gemeinde (evangelisch-reformiert und zur Landgrafschaft Hessen-Kassel gehörig) erlauben.
Die Grabsteine lassen sich in ihrer Form und Ausgestaltung in die bekannten kultur- und kunsthistorischen Epochen der letzten Jahrhunderte einteilen, wobei sich die stilistischen Merkmale auch überschneiden können. Die ältesten Grabsteine aus dem 17. Jahrhundert sind in ihrem Aussehen noch der Renaissance zuzurechnen.

Die einfachen rechteckigen Grabplatten mit Bogendach zeigen im Giebel auf beiden Seiten die Volute, ein schneckenartiges Stilelement der Renaissance.

Dieser Grabstein aus dem 17. Jh. ist 1818 wieder verwendet worden, indem das Giebelfeld abgeschliffen und das Gesims’ durchbrochen wurde, um die Verstorbenen in der Tracht der napoleonischen Zeit darstellen zu können.

Geflügelte Engelsköpfe sind zuerst im Kopfteil der Grabdenkmäler aus der Renaissancezeit zu sehen und formen später den oberen Abschluss der Grabsteine. So sind sie als die Vorläufer der Engel zu betrachten, die dann zur Barockzeit in unterschiedlichen Darstellungen den oder die Verstorbenen halten bzw. die Krone des (ewigen) Lebens über sie erheben.

Sie sind die größte Gruppe und präsentieren sich in ihren unterschiedlichsten Erscheinungsformen. Der Formenreichtum erstreckt sich bis zu den sehr plastisch ausgearbeiteten und ausgeschmückten Grabsteinen des Spätbarocks und des Rokoko. Nach 1800 tritt das plastische Element der Ausgestaltung mehr und mehr zurück und geht zu einer eher graphischen Darstellung über.

Sinnbilder und Symbolpflanzen

Eine Anordnung des hessischen Landgrafen Moritz von 1608 verbot in den reformiert-evangelischen Gebieten die bildhafte Darstellung der göttlichen Personen sowie Darstellungen aus der biblischen Geschichte, außer den Engeln als Himmelsboten. Dadurch erklärt sich die Ausgestaltung der Steine auf der Vorder- und Rückseite mit Engeln, Kronen, Sternen, Blumen, Pinienzapfen, Pflanzenornamenten, Bibelzitaten und Flachreliefs der Verstorbenen und ihrer Familienangehörigen, jeweils in der Kleidung ihrer Zeit.
Ein immer wiederkehrendes Motiv im Oberteil der meisten Grabsteine ist die Krone, die als Lohn für ein gottgefälliges Leben erworben wird. So heißt es in der Offenbarung 2, Vers 10: Sei getreu bis an den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben.

Wiederverwendete Grabsteine

Sehr viele Grabsteine wurden von den Familien für später verstorbene Angehörige ein zweites oder gar drittes Mal verwendet, da es hier Familiengrabstätten gab. Beim Vergleich der Kopfteile lässt sich feststellen, dass die von Engeln umrahmte Person(en) nachträglich vertieft eingearbeitet worden ist.

Gelegentlich kann die Wiederverwendung auch am geänderten Schriftbild beobachtet werden. Oder das Todesjahr der Verstorbenen weist in eine viel spätere Zeit als die Zeitepoche, der der Grabstein zugerechnet werden muss. Das Gesims wurde für die nachträgliche Einarbeitung der vertieft liegenden Figurinen unterbrochen.

Die Leich(en)=Texte
Auf der Rückseite der Grabsteine sind genau bezeichnete Bibel-Zitate oder -Sprüche, die der Prediger für seine Trauerreden auswählte zum Trost der Hinterbliebenen und der Gemeinde. Sie sind ein Teil jener Volksfrömmigkeit der früheren Jahrhunderte, als in den Familien noch aus der Bibel vorgelesen wurde.

Hier ein Beispiel:
Psalm 126 v. 5 u. 6: Die mit Thränen säer, werden mit Freunden erndten. Sie gehen hin und weinen und tragen edlen Samen u. kommen mit Freuden u. bringen ihre Garben.

Die rostigen Eisenstücke

Auf einigen der barocken Grabsteine sind die Halterungen für einen runden und verzierten Aufsatz aus Sandstein, wie er als Stil- und Schmuckelement dieser Zeit üblich war. Der Aufsatz hat die Form eines Pinienzapfens, denn aus dem Holz der Pinie (eine Art Kiefer des Orients) war der Überlieferung nach das Kreuz Jesu gemacht worden.
Rote, blaue und schwarze Farbreste beweisen auch, dass die Grabdenkmäler der Barockzeit (18. Jh.) farbig bemalt waren.

Grabdenkmäler aus Holz oder Gusseisen

Nicht alle Familien konnten sich die oftmals aufwendig gearbeiteten und wohl auch teuren Grabsteine leisten. So gab es auf diesem Friedhof auch hölzerne Grabtafeln.

Vom Volkskundler Karl Rumpf ist ein solches Holzkreuz für die Zeit um die Jahrhundertwende überliefert. Die nebenstehende Abbildung zeigt die für das Landecker Amt übliche Form einer solchen Grabtafel. Eine Nachbildung steht im kleinen Friedhofsmuseum.
Die den Älteren noch bekannten gusseisernen Grabkreuze wurden hier schon in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts aufgestellt. Auch dazu ein Brief des Pfarrers vom 26.6.1878 an den Kircheninspektor:

Die Witwe Maria Elisabeth Lesch geb. Rüger zu Unterweisenborn beabsichtigt, auf dem Grabe ihres am 22. Mai 1877 beerdigten in rubro genannten Ehemannes ein gusseisernes, etwa 1 m hohes, auf einer entsprechenden Steinunterlage ruhendes Denkmal errichten zu lassen. Da dieselbe sich in guten Vermögensverhältnissen befindet, so beantrage ich gehorsamst die Gestattung zur Errichtung des Grabdenkmals gegen eine an den hiesigen Kirchenkasten zu entrichtende Abgabe von 15 Mark zu erteilen.
Wackerbarth, Pfarrer

Quelle: Karl Honikel

Foto: Hersfelder Zeitung



Foto: Dr. Arnulf Müller

Die 1.250 Jahre alte Gerichtslinde in Schenklengsfeld

Ohne die 1.250 Jahre alte Linde ist Schenklengsfeld kaum denkbar und die Bedeutung für uns Einheimische ist überragend. Zu erzählen hätte sie sicher sehr, sehr viel. Es gibt aber auch viel über sie zu erzählen. Unsere über ein Holzgerüst geleitete Sommerlinde steht an einem runden, ummauerten Platz. Bei den Slawen und Germanen galt die Linde als heiliger Baum, ganz sicher auch wegen den Heilkräften der Lindenblüten. Hielten die Germanen noch ihr Thing unter den Linden ab, diente sie später auch weiterhin als Gerichtslinde. Für die Wahl der Linde als Gerichtsbaum waren aber auch praktische Gründe maßgebend. Die junge Linde lässt sich leiten, das heißt, die jungen Triebe können waagerecht über ein Stützgerüst gezogen werden. Wodurch sich der Gerichtsplatz „unter Dach“ bringen lässt. Dies geschah genau so auch in Schenklengsfeld. Unter Gerichtslinden wurde Jahrhunderte Recht gesprochen. Es wurden sogenannte peinliche bzw. Rügegerichte gehalten und Prangerstrafen an Ort und Stelle vollzogen. Davon zeugen die vielfach überlieferten und teils noch vorhandenen Halseisen – auch bei uns ist eines existent – an der Linde oder an einem Schandpfahl (Strafpfahl, Halseisenstock) bei der Linde. Der Gerichtsplatz ist von einem Mauerring eingefasst. Außerhalb dieser Umgrenzung befand sich die Gerichtsgemeinde, der sogenannte “Umstand”. Im Innenbereich tagte das Schöffengericht unter Vorsitz bspw. des Hersfelder Abts. Damit ist erklärt, wozu diese Mauer eigentlich diente. Die Richtstätten (Galgenplätze) lagen dagegen an anderen Stellen außerhalb des Ortes. In unserem Falle im Bereich Wendehammer Nordstraße und Friedewalder Straße. Aus dem heute noch so genannten “Galgenholz” – heute am Ende der Kleiststraße – dürfte mutmaßlich das Galgenholz gekommen sein. Eine weitere sehenswerte Gerichtslinde befindet sich im Schenklengsfelder Ortsteil Ermannrode.

Ergänzende Informationen liefert die Georg-August-Universität Göttingen:

“Die Rechtssprechung unter Bäumen kam in vielen Kulturen vor und wurde bereits im Alten Testament erwähnt (Laudert 2003). Bei den Germanen sollte die Linde wie „Freya“ selbst, Weissagungs- und Heilkraft besitzen und so die Wahrheit zeigen. So wurde sie zum Gerichtsbaum der Germanen (Grabe et al. 1991). Die alte germanische Gerichtsversammlung, das Thing- oder Schrannengericht, fand im Mittelalter meist zweimal im Jahr unter freiem Himmel unter Gerichtslinden oder Thing-Linden statt. Manche Thing-Urteile endeten mit dem Satz, „Gegeben unter der Linde“ (Laudert 2003). Die Gerichtslinden standen meist an markanten Punkten in der Landschaft, an Burgen, Kirchen oder auf Hügeln. Sie galten als Freiheitsbäume. Derjenige, der sie erreichte, durfte nicht mehr ergriffen und gerichtet werden (Grabe et al. 1991).
In vielen alten Urkunden wird das Gericht unter der Linde Judicum sub tilia erwähnt. Dem lag die Annahme zugrunde, die Linde als heilig verehrter Baum würde helfen, die Wahrheit zu erfahren (Beuchert 1996).

Weiteres Wissenswertes zur Linde

Die ungewöhnliche Wuchsform der waagerechten Hauptäste wurde dadurch in Jahrhunderten erzielt, dass die jungen Triebe wie bereits erwähnt, in die Breite geleitet und damit das Höhenwachstum gemindert wurde. Bis in die 1930er Jahre gab es noch einen Lindenwart im Ort, dem die entsprechende Pflege des Baumes oblag. In der fürchterlichen Zeit des 2. WK endete jedoch diese Tätigkeit. Seitdem treiben jüngere Äste wieder ungehindert nach oben, was nicht gut für die alte Dame ist. Bei einer Höhe von etwa zehn Metern weist die Krone einen Durchmesser von fast 25 Metern auf. Mit einem Umfang von 120 Metern trägt die Schenklengsfelder Linde das größte erhaltene Lindendach. Hier sei noch erwähnt, dass es sich nicht um vier einzelne Stämme handelt, es handelt sich nachweislich um EINEN Baum, was ein genetisches Gutachten der Universität Göttingen ergab.  Die Geschichte, dass der Ritter St. Georg den Drachen hier tötete um das Burgfräulein der Burg Landeck zu befreien fällt ganz sicher ins Reich der Sagen und Schwänke. Ebenso, dass zu dessen Ehren eine Kapelle gebaut und damit einhergehend die Linde gepflanzt wurde. Exkurs: Die Legendenbildung zum heiligen St.-Georg, des Schutzpatron der Kreuzritter entstand in Europa erst im 12. Jahrhundert zur Zeit der Kreuzritter (diese hatten das rote Kreuz auf ihren Schilden, das Symbol des St. Georg), als diese ins „Heilige Land“ einfielen. Das 8. Jahrhundert kommt für Verbindung Linde und St.-Georg aus mehreren Gründen nicht infrage. Viele Orte bemächtigen sich dieser Geschichte. Klingt ja auch irgendwie spannend. Tatsächlich erfolgte über Jahrhunderte eine Verwechslung mit dem heiligen Mauritius. Das aufwendig restaurierte und uralte Relief des Heiligen ist heute am Gasthaus “Zur Linde” zu bewundern, ursprünglich befand es sich an der Kirche, bis von 1736 bis 1740 das neue Kirchenschiff am mächtigen Wehrturm unserer Kirche angebaut wurde. Die spannende Geschichte um den heiligen Mauritius und Schenklengsfeld lest ihr hier an anderer Stelle von Liesel Honikel. Die Gaststätte war ehemals auch Bürgermeisteramt, in ganz alten Zeiten gab es hier sehr wahrscheinlich das “Abtschlösschen”. Die Gaststätte und das “Altengerechte Wohnen” nebenan haben übrigens in unserem Landkreis mit die ältesten Grundmauern, auf denen das Gebäude gestanden haben könnte. Das wiederum lässt den Schluss zu, dass bei Rechtsprechungen, bei denen der Abt von Hersfeld zugegen war, er hier seine Unterkunft gehabt haben könnte. Um sich den beschwerlichen Weg zu Burg Landeck zu ersparen.

ÜBRIGENS: Eine alte Dorflinde filtert mehr Luftverschmutzung als 100 junge Stadtbäume zusammen. Diese historischen ‘Dorflinden’ dienen seit Jahrhunderten als gemeinschaftliche Treffpunkte, während sie im Verborgenen lebenswichtige ökologische Dienste leisten. Während die moderne Stadtplanung schnell wachsende Zierbäume bevorzugt, bietet eine einzige ausgewachsene Linde Lebensraum für über 500 Insektenarten, beherbergt 80 verschiedene Vogelarten und produziert täglich genug Sauerstoff für 10 Familien. Diese traditionellen Dorfmittelpunkte reinigen die Luft besser als industrielle Filtersysteme und bewahren dabei unser kulturelles Erbe. Durch den Schutz unserer alten Linden bewahren wir sowohl die biologische Vielfalt als auch unsere Kulturgeschichte. Ein ausgewachsener Baum bietet mehr Kühlung als 10 Klimaanlagen, reduziert Stadtlärm um 40% und schafft wichtige Wildtierkorridore in zunehmend bebauten Gebieten. Diese Dorfwächter fungieren als natürliche Luftreiniger, Gemeinschaftszentren und lebende Museen, während sie gleichzeitig lokale Ökosysteme stärken. Anders als moderne Ersatzpflanzungen werden sie mit dem Alter immer wertvoller und entwickeln komplexe Mikrohabitate, die ganze innerörtliche Ökosysteme unterstützen.

Gerne weise ich an dieser Stelle auch auf Lisanne Wepler hin. Die Urenkelin eines Vereinsmitbegründers, die als Künstlerin, wohnhaft in Leiden, Niederlande, im September 2025 sehenswerte Radierungen unserer Gerichtslinde anfertigte. https://drukdrukpaint.com/drukdrukbehindthescenes/experiences

Ralf Malkmes, 2025


Sühnekreuz in Konrode

Sühnekreuze oder auch Mordkreuze genannt ist die Bezeichnung für ein steinernes des Flurkreuz, das zur Sühne für einen begangenen Mord oder Totschlag errichtet wurde.

Sühnekreuzes sollen vorübergehende zum Gebet für einen verstorbenen Anhalten der unvermittelt zu Tode kam, ohne dass er die Sterbesakramente hätte empfangen können. Wurde jemand im Streit Absichtslos getötet musste der Schuldige mit der Familie des Opfers einig werden es wurden zwischen den beteiligten Parteien privatrechtliche Sühneverträge abgeschlossen. Der Jahre 1300 war es dann üblich am Tatort oder dort wo ist die Angehörige wünschten ein steinernes Sühnekreuz aufzustellen.

Foto: Gemeinde Schenklengsfeld

Foto: Monika Greb

Der Laenschelder Weinberg mit Backhaus

Weinanbau in Schenklengsfeld? Aber ja, denn 1859 gab es hier noch den Weingärtner Heinrich Götz, wie folgende Notiz im Wochenblatt für die Provinz Fulda beweist:

“Der Weingärtner Heinrich Götz aus Schenklengsfeld hat zum Zweck seiner Niederlassung in Frankfurt a/M um Entlassung aus dem kurhessischen Unterthanen-Verbande gebeten.

Hersfeld, am 3. April 1859, Kurfürstlichs Landrathsamt. Gez. Auffahrt”

Wer als “Untertan” aus Kurhessen-Kassel ins Ausland auswandern wollte, egal ob nach Amerika oder Bayern, der musste sich zwecks Veröffentlichung beim Landratsamt melden, damit mögliche Gläubiger noch ihre Forderungen an ihn stellen konnten.

Recherche: Karl Honikel, Februar 2012

In der Folgezeit übernahm die Natur den Weinberg. Bis 2010, als einige Begeisterte zusammenfanden und die Abteilung Weinbergfreunde im Heimatverein ins Leben gerufen wurde. Das Gelände wurde nun vom Heimatverein Landeck von der Gemeinde gepachtet. Im Februar 2012 wurde das Gelände gerodet und am 12. Mai 2012 wurden die ersten Reben gepflanzt. Seitdem leisten die Weinbergfreunde hervorragende Arbeit. Die rote Rebsorte REGENT wird angebaut und liefert gute Erträge. Im Laufe der Jahre wurde ein neues Back- und Kelterhaus errichtet (Sandstein, Ziegel, Fachwerk) mit einer Grundfläche etwa 5×5 Meter und Funktionsräumen auf zwei Geschossen. An der Stelle, wo bereits bis in die 30er Jahre des 20. Jhd. ein Backhaus gestanden hatte. Das Areal ist ein ganz besonderes und geschätztes Highlight im Dorf. Einige interessante Daten zum Weinberg:

•    Aktuell gepflanzte Rebstöcke: ca. 360 Stück auf fünf Parzellen

•    Rebsorten & Ernte: Regent (Rotwein). Wein mit der Bezeichnung „Laenschelder Kirchblick“

•    Rebfläche ca. 500 m² zzgl. 220 m² Obstbaumfläche an der westlichen Spitze

•    Steilhang mit Südausrichtung im alten Ortskern an der Solz  

•    Breitengrad: 50.81898°
•    Längengrad: 9.84573° O 
•    Höhe: 319 m über NN
•    Hangneigung: 25 %
•    Geologie: Buntsandstein

Beitrag: Matthias Vollmer/Ralf Malkmes

Der heilige Mauritius

“Die Darstellung erinnerte stark auch an Sankt Georg – für den der abgebildete Mauritius irrtümlich ja auch gehalten wurde-, der ebenfalls zu Beginn des vierten Jahrhunderts als Märtyrer starb und Jahrhunderte später als Drachentöter populär wurde. Soweit man das historisch nachverfolgen kann, handelte es sich bei der Tötung des Drachens um die Vernichtung einer persischen Räuberbande, die die Region von Lydda in Israel terrorisierte und regelmäßigen Tribut erpresste; der Name des Anführers Nahfr lässt sich mit Drache oder Schlange übersetzen.
Eine der im späteren Mittelalter sich daraus zahlreich entwickelten Legenden macht hieraus die Rettung der als Tribut an den Drachen ausgelieferten Jungfrau durch den Ritter Sankt Georg. Und eine dieser Varianten verlegt die Handlung nach Schenklengsfeld und erzählt darin auch von der tausendjährigen Linde, die bis heute besucht werden kann.” 

Quelle:
https://kirchspiel-landecker-dreienberg.de/media/Der%20wiederentdeckte%20Mauritius.pdf
Autoren sind unsere Miglieder Oberstudienräte Liesel und Karl Honikel (Ehrenvorsitzender)

Auch vertreten in den Hersfelder Geschichtsblättern

Quelle: Monika Greb

Die Mauritiuskirche

Die Mauritiuskirche in Schenklengsfeld

Die evangelische Pfarrkirche Mauritius wurde als Mutterkirche des Kirchspiels Schenklengsfeld erstmals 1141 erwähnt. Ältester Teil des Gebäudes ist der mittelalterliche Wehrturm mit dem spätgotischen Chorraum, dem 1822 der heutige Turmaufsatz hinzugefügt wurde. Das barocke Kirchenschiff mit polygonem Westabschluss und Mansarddach wurde 1737-1741 nach Plänen des hessischen Landbaumeisters Adam Johann Erdinger erbaut. Eine Besonderheit in der Kirche ist der spätgotische Taufstein mit seinem phantasievollem Bandschlingenwerk von ca. 1517 mit drei adeligen Wappen darin.
Das im Kirchenraum rechts von der Empore hängende und 1949 von dem Wehrshäuser Künstler Heinrich Mannel gemalte Kreuzigungsbild verlegt die Kreuzigung in´s Landecker Amt und zeigt die Menschen unter dem Kreuz mit der typischen Landecker Tracht.
Die drei Glasfenster im Altarraum wurden 1954/55 von Hilde Ferber entworfen. Sie stellen die Sakramente sowie das Pfingstereignis dar. In warmen Brauntönen ist das Fenster vom segnenden Christus Blickfang, wenn man den Kirchenraum durch den Westeingang betritt. Die anderen Fenster und auch die Oberlichter haben farblose Glasscheiben und sorgen für einen hellen Eindruck des Kircheninneren. Ihre Glasfenster gestaltete sie in gegenständlicher und abstrakter Form.
Weiterhin sind im Kirchenraum drei Grabsteine – von 1507, 1611 und 1695 – aufgestellt; sie korrespondieren zu den alten Grabsteinen auf dem historischen Friedhof in Schenklengsfeld.

Die Orgel ist von August Peternell in Seligental um 1888/89 geschaffen worden und wurde zuletzt 2023 einer aufwändigen Renovierung unterzogen.
Besonders beeindruckt der Innenraum der Kirche durch seine aus heimischen Baumstämmen gefertigten einteiligen Säulen, die eine doppelte Empore tragen.

Kirchengeschichte

Der frühere Schenklengsfelder Hans-Otto Kurz aus Ludwigsau hat zur Schenklengsfelder Kirchengeschichte einen Artikel geschrieben, der insbesondere auch die jüngere Vergangangenheit beleuchtet. Darin beschreibt er, was anlässlich der Renovierung des Turms im Jahre 1947 an Urkunden im Turmkopf gefunden wurde, wie der Taufstein aus dem Museum in Bad Hersfeld zurückgeholt wurde, wie die gerade erst angeschafften Glocken während der Nazi-Diktatur eingezogen wurden und unter welchen Umständen die Wiederbeschaffung stattfand. Zudem berichtet er über die Amtszeit von Pfarrer Boos.
Zu seinem Artikel schreibt er:
»Liebe Leserinnen, liebe Leser! Ich hoffe sehr, dass die von mir nachstehend dargestellten Themen zur Schenklengsfelder Kirchengeschichte Ihr Interesse finden werden – ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen! Ihr Hans-Otto Kurz (Jg. 1940), wohnhaft in Ludwigsau-Friedlos seit 1967 – vorher in Schenklengsfeld, Hünfelder Str. 13«

Die Arbeit von Hans-Otto Kurz ist in folgender Datei nachzulesen.

Quelle: Verwaltungsoberrat a.D. Hans-Otto Kurz


Kirchen- und Portraitmaler Gustav Altmüller

Geboren 04.12.1704 in Schenklengsfeld, verstorben 13.07.1772 ebenda

Hier folgt demnächst seine Geschichte. Die Forschungen hierzu sind sehr reichhaltig und noch nicht ganz abgeschlossen, bzw. zusammengetragen. Karl und Liesel Honikel hatten bereits Ende der 1990er Jahre ihrerseits mit den Forschungen begonnen. Er malte mit diversen Techniken neben hochgestellten Personen auch Kirchen aus. Unter anderen die prächtigen in Odensachsen, Ausbach, Sünna (damals Hessen) und teilweise Mansbach. Aber warum nicht unsere Kirche vor Ort? Auch diese Frage wird beantwortet werden. Das Bild rechts ist ein Selbstbildnis, das eigentlich schon untergegangen schien, bis ich Dr. Wischnath aus Pfullingen kennenlernte, der wie ich Nachfahre des Künstlers ist und seinerseits forscht. Er hat es in seinem Besitz. Eine sehr interessante Geschichte alles in Allem, so viel kann ich versprechen. Wie Maler Altmüller, das Mauritius-Relief und unsere Kirche verwoben sind, das erfahrt ihr bereits jetzt in den Aufsätzen von Liesel Honikel (Heiliger Mauritius) und Hans-Otto Kurz (Kirche Schenklengsfeld), hier in entsprechender Kategorie REGIONALGESCHICHTE.

Text: Ralf Malkmes

Maler Altmüller erlebt Erdbeben 13.04.1767

Erdbeben 1767

Der Schenklengsfelder Kirchen- und Portraitmaler Gustav Altmüller berichtet in seinen Notizen vom nächtlichen Erdbeben, das auch hier heftig war. Mit einem solchen Beben würde man heute wohl hier nicht rechnen. Seine Aufzeichnungen zum Werdegang und Notizen über seine Werke und Einkünfte enthalten auch Erlebnisse, wie zum Beispiel zu dem Erdbeben.

Er schreibt: “Es ist auch noch wunderbar dieses Jahr zu (be)mercken, daß ein Erd-Beben sich gezeiget hat, zwar am / 13. april, Montag morgens früh / um ein Uhr, ohngefehr eine minute / lang gedauret,und dann noch einmal / aber ganz kurtz um 2 Uhr, jedoch weit und breit gespüret.1 / Nota: Es hat sich eine Nachricht ge-/ funden, daß im vorigen Seclo zu / Ober-Ron1 das bei Barchfeld gelegen, in einem Calender / nieder geschrieben gefunden, daß / eben in diesem, da man 1667 ge-/ schrieben und zwar den nehmlichen / Dadum den 13ten april ein Erd-Beben / oder eine Erd Erschütterung weit / und breit verspiret, also die / Leüthe damalen, wie / jetzunt auch, in großen Schrecken geraten / aber nichts erfolget darauff, alß / ein gar fruchtbahres jahr, und die-/ ses 1767. Jahr gewesenes Erdbeben / ist auch gar über alle Maßen fruchtbar ge-/ wesen, dem großen Gott sey von Hertzen / gedancket.”

Das Erdbeben vom 13. April 1767 hatte sein Zentrum bei Rotenburg an der Fulda, wo es kleinere Schäden an verursachte, und wurde bis Helmstedt, Marburg und Gotha wahrgenommen. Unter den zahlreichen zeitgenössischen Berichten ist der von Georg Christoph Lichtenberg (1742-1799), damals Student in Göttingen, der genaueste. Die Ursache ist nicht abschließend geklärt. Wahrscheinlicher als ein „Einsturzbeben infolge unterirdischer Salzablaugung in geringer Tiefe“ ist eine tektonische Ursache (L*Meidow).


Judaica Museum Schenklengsfeld

Jüdische Familien sind seit dem 15. Jahrhundert in Schenklengsfeld ansässig. Eine größere Gemeinde entwickelte sich vor allem mit Beginn der Judenemanzipation in Kurhessen im 19. Jahrhundert. Sie verfügte seit 1850 über eine eigene Elementarschule, über einen Friedhof und eine 1883 erbaute große Synagoge. 1912/13 baute die jüdische Gemeinde im Ort ein Haus für die Familie des Lehrers Jakob Grünewald. Nach ihm lebten noch zwei jüdische Familien in dem Haus, bis es 1939 Eigentum der politischen Gemeinde wurde.

Zur Erinnerung an die einst bedeutende jüdische Gemeinde in Osthessen – sie umfasste bis 1933 rund 160 Mitglieder und 34 Familien – wurde in dem ehemaligen Lehrerwohnhaus nach einer Grundsanierung durch den „Förderkreis Jüdisches Lehrerhaus Schenklengsfeld e. V.“ in den Jahren 1997 bis 1999 eine „Begegnungsstätte für Geschichte und Kultur“ eingerichtet. Neben einem größeren Seminarraum mit Fachbibliothek verfügt das Haus nun über einen Ausstellungsraum mit zahlreichen Exponaten zur Geschichte, Religion und Vertreibung der Juden ab 1933.

Der Besuch des Museums kann mit einem sachkundig geführten, etwa zweistündigen Rundgang durch den Ort und dem Besuch des jüdischen Friedhofs mit seinen 119 Grabsteinen verbunden werden. Eine Bewirtung der Gäste ist nach Vereinbarung möglich.

Auf der Webseite des Judaica-Museum Schenklengsfeld gibt es weitere Informationen.

Quelle: https://judaica-museum-schenklengsfeld.de/

Jüdische Wohnhäuser 1930